Programm 2025
"Die Kraft der Begegnung - Perspektiven für ein menschliches Gesundheitssystem"
Im vergangenen Jahr stand die Frage im Fokus, wie Institutionen gestaltet sein müssten, um der integrativen Medizin gerecht zu werden. In diesem Rahmen haben wir einen Überblick darüber gewonnen, wie es gelingen kann, therapeutische Methodenvielfalt institutionell zu erhalten und zu fördern. Aufbauend darauf wollen wir in der kommenden Sommerakademie in den Fokus nehmen, welche Rolle zwischenmenschliche Begegnungen für Heilung und Gesundheit spielen und wie sie in einem zunehmend technisierten und effizienzgetriebenen System gestärkt werden können.
Begegnung als Fundament von Entwicklung und Heilung
Begegnung ist das Kernelement menschlicher Entwicklung. Im Austausch mit anderen erkennen wir uns als eigenständige Wesen, entwickeln Kommunikationsfähigkeiten und lernen den Umgang mit Emotionen. Auch in der Gesunderhaltung und Heilung ist diese grundlegende zwischenmenschliche Begegnung – das aufmerksame Zuhören, ein fachlicher Austausch auf Augenhöhe oder die heilsame Berührung - zur fortwährenden Entwicklung unentbehrlich. In der Ausbildung und dem Studium sind kommunikative Fähigkeiten oft Bestandteil eines durchgetakteten Stundenplans, in dem jedoch selten Raum für authentische Erfahrungen und Selbstreflexion bleibt. Im alltäglichen Ablauf der Krankenhäuser und Arztpraxen geraten die Begegnungen durch Zeitdruck, Digitalisierung und starre Strukturen zunehmend in den Hintergrund. Der Bedarf an Zuwendung wächst, während die Zeit für authentische Begegnungen knapper wird. Für Behandelnde wie Patient*innen entsteht so ein Mangel an heilsamer Nähe.
Unter dem diesjärigen Titel „Die Kraft der Begegnung: Perspektiven für ein menschliches Gesundheitssystem“ möchten wir im August 2025 einen Raum schaffen, um den Wert präsenter und authentischer Begegnungen zu erforschen – sowohl im Austausch untereinander als auch in den Inhalten der Themenwoche. Hier wollen wir den Fokus sowohl auf aktuelle Hürden, aber auch auf Perspektiven legen. In einem achtsamen und wertschätzenden Umfeld wollen wir dazu einladen weitere Fragen zu stellen und gemeinsam neue Impulse zu finden:
- Was verstehen wir unter "begegnen"? Wann fühlt sich eine Begegnung stimmig an?
- Wie will ich anderen begegnen? Wie will ich mir begegnen?
- Was befähigt mich? Was inspiriert mich? Was hindert mich? Was brauche ich?
- Was bedeutet Verantwortung für mich? Wo und wie kann ich mitgestalten?
Im Rahmen der Sommerakademie 2025 werden wir uns mit dem folgenden Wochenprogramm beschäftigen:
Plenarvorträge
- Freitag, 08.08: Eröffnungsvortrag mit Dr. med. Christian Schikarski
- Samstag, 09.09: mit Alina Bräuer
- Sonntag, 10.09: mit Prof. Dr. Arndt Büssing
- Montag, 11.09: mit Prof. Dr. med. Friedrich Edelhäuser
- Dienstag, 12.09: mit Dr. med. Hans-Ulrich Sappok und weiteren Vortragenden des Zukunftsdorf Waldhof
- Mittwoch, 13.09: mit Prof. Dr. sc. nat. Stephan Baumgartner
- Donnerstag, 14.09: mit Prof. Dr. med. David Martin und Martin von Mackensen
- Freitag, 15.09: mit Johanna Helbig
Vertiefungsworkshops
- “Begegnung in und mit der Anthroposophischen Medizin“ mit Lina Voßwinkel
Wir tauchen in die Grundkonzepte der anthroposophischen Medizin ein und erleben verschiedene Ebenen des menschlichen Seins. Wir erarbeiten uns ein konkretes Vorgehen, um zu einer erweiterten Diagnose, Heilbedarf und Therapie zu kommen. Und wir betrachten die vier Elemente und unsere Beziehung zu Mineralien, Pflanzen, Tieren und die Bedeutung der menschlichen Biographie. Der Inhalt kann durch die Fragen der Teilnehmenden gestaltet werden. Jeder ist willkommen, eine kontinuierliche Teilnahme ist für die Gruppe und eine vertiefende Arbeit vorteilhaft. - "Vielfalt der Begegnungen zwischen Geburt und Tod - Anregungen aus den Erlebnissen eines Frauenarztes“ mit Christoph Zerm
Inhaltsbeschreibung folgt - “Freude am Sprechen- Lebendige Sprache“ mit Blanche Kommerell
Die verschiedenen Vertiefungskurse bauen aufeinander auf. Beginnen werden wir mit Übungen zur Entdeckung der eigenen Befindlichkeit. Dazu gibt es ein Namensspiel. Jeder Name hat einen Klang und einen Rhythmus. Zu den Buchstaben gibt es Artikulationsübungen. Weiter geht es mit Texten, wenn beliebt eigenen oder selbst ausgesuchten Gedichten und von mir vorgeschlagenen (Mascha Kaléko, R. M. Rilke, Friedrich Hölderlin). Prosa genauso. Von mir vorgeschlagen, ein Text von Ingeborg Bachmann: Ein Tag wird kommen. Dazu gibt es kleine Tipps zur Gestaltung. Wenn es gewollt wird, können wir etwas vorbereiten zur Freude der Teilnehmer. - "Zähne - Mund - Kiefer - Körper - Mensch: vom Einzelnen zum Ganzen" mit Franka Goethe
Der menschliche Organismus vereint in sich verschiedene Funktionen und Ebenen, die miteinander im Zusammenhang stehen. Verspannungen, Gewohnheiten,Erkrankungen des Kiefers haben ihre Ursachen oftmals nicht lokal. Anhand mitgebrachter, aber auch selbst erlebter Fragestellungen wollen wir uns in diesem Workshop dem systemischen Zusammenspiel von Zähnen, Kieferspannungen, Körperhaltung, Stoffwechselfragen u.v.a.m. gedanklich und praktisch übend nähern und die zentrale Frage stellen: Wie komme ich von der Vielfalt an Informationen in ein therapeutisches Urteilen und Handeln zum Wohle des Patienten - Wie finde ich in meinen "Heilermut"? Hierbei spielen die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Heileurythmie, Ostheopathie, Manualtherapie, Körpertrainings ( in unserem Fall Cantienica), Selbstregulationstechniken (Vagusnerv) ebenso eine Rolle, wie mit den Haus- und Fachärzten*innen. Die o.g. Techniken werden im Workshop praktisch demonstriert und z.T. erarbeitet. - "gesund sterben" - wie können wir dem Tod heilsam begegnen? mit Uli Sappok
Hintergrund: die meisten Patienten sterben nicht so, wie sie es sich wünschen; im Gegenteil: Sterben ist komplex; je näher der Mensch dem Tod kommt, desto mehr Beteiligte gibt es auf Angehörigen- Behandlungs- und Betreuungsebene, meist verbunden mit hohe Kosten. Das inhaltliche Kurs-Spektrum regt an, sich persönlich und medizinsoziologisch dem Thema „gesund sterben“ zu nähern, Fakten zum Thema Sterben im Gesundheitswesen zu sichten, den Zusammenhang zu untersuchen von „gesund leben“ (Longevity) und „gesund sterben“, Fallgeschichten/ Erfahrungsaustausch, Experten zu Sterbevorbereitungen (ACP) und Sterbebegleitung (Hospiz, Freitod) befragen/einladen, ethische Bedenken betrachten, Physiologie (Hirntod/Organspende, Konflikte) und spirituelle Aspekte bewegen (Seele/ Glaubens-Reflektion, Nahtoderfahrung), letztlich noch: „Digital unsterblich“ mit KI? (Digital Afterlife Industry). Die Teilnehmenden können intensiv ihre eigene persönliche und medizinische Haltung zum Thema entwickeln. - "Einführung in die 'Gewaltfreie Kommunikation' nach M.B.Rosenberg" mit Sibylle Fiolka
„Die wirkliche Arbeit für gelingende Kommunikation wird innerlich geleistet: Es ist eine Arbeit an den Denkstrukturen, die uns von anderen Menschen trennen, selbst wenn wir versuchen, uns mit ihnen zu verbinden.“ - Miki KashtanWie können wir unsere Begegnungen offen, authentisch und lebendig gestalten? Wie ist es möglich ohne Bewertung, Interpretation und Vorurteil zuzuhören? Wie gewinne ich eine dem Leben liebevoll zugewandte Haltung mit der ich mich selbst und den anderen Menschen verstehen lerne? Das Selbstreflexionsmodell mit den vier Schritten bildet den Ausgangspunkt für eine Fülle von Entdeckungen, die das Leben bereichern und verschönern können. Genaue Beobachtung, Gefühle, Bedürfnisse und lebensnahe Bitten können immer wieder die Brücke zum anderen Menschen schaffen, Begegnung wird auf neuer Stufe möglich. An Hand von Übungen, Kleingruppenarbeit und der Betrachtung von Beispielen aus dem eigenen Leben werden wir untersuchen, wie es möglich werden kann gewaltfrei und liebevoll nach Innen und Außen zu leben.
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"Die ganzheitliche Begegnung" mit Anne Rütten und Eva Koll
Gemeinsam tauchen wir tief in die Welt der Wahrnehmung und zwischenmenschlichen Begegnung ein. Ausgehend von Hahnemanns Idee einer vorurteilsfreien Haltung der Patientin gegenüber, werden wir im Workshop der besonderen Begegnung von Menschen innerhalb der homöpathischen Behandlung Raum geben. Entsprechend Euren Wünschen und Fragen erleben wir die verschiedenen Möglichkeiten des Gesprächs und der Einladung an andere, sich zu öffnen und mitzuteilen. Ebenso üben wir uns in der Kunst des Zuhörens und Wahr-nehmens unseres Gegenübers. Wie in der homöopathischen Behandlung wollen wir auch in diesem Workshop miteinander und voneinander lernen. Darauf freuen wir uns sehr. -
"Empathie(störungen) - Einblicke aus Philosophie, Psychologie und Psychiatrie" mit Kerrin Artemis Jacobs
Die Teilnehmer*innen können in diesem Workshop die Bedeutung der Empathie und die Auswirkungen von Empathiestörungen in zwischenmenschlichen Beziehungen diskutieren. Zunächst beschäftigen wir uns mit dem Begriff der Empathie und ihrer Bedeutung in sozialen Interaktionen und Beziehungen (z.B. die Verbindung zwischen Emotionszentren im Gehirn und empathischem Verhalten oder die Entwicklung von Empathie im Kindesalter und die Auswirkungen von Erziehung und Umwelt). Dann wenden wir uns der Entstehung und den Merkmalen von Empathiestörungen und deren Auswirkungen auf soziale Beziehungen zu. Hier widmen wir uns dem Spezialgebiet der Persönlichkeitspathologie mit dem Ziel, das Verständnis von Narzissmus zu vertiefen und fragen uns wie z.B., was die Merkmale der narzisstischen Persönlichkeitsstörung sind, wie man zwischen gesundem Selbstwert und pathologischem Narzissmus unterscheiden kann, welche Rolle Empathie bei der Entstehung von Narzissmus spielt und warum Narzissten oftmals so große Schwierigkeiten haben, Empathie zu zeigen. Wir fragen auch, wie Empathie uns hilft, typische Kommunikationsprobleme und Konflikte zu lösen. Die Teilnehmer*innen lernen praktische Methoden kennen, um Empathiestörungen bewusster wahrzunehmen und Selbstfürsorge und Resilienz zu steigern, um herausfordernde zwischenmenschliche Situationen mit Empathie zu meistern. - "Die Pflanzenmetamorphose als Naturbegegnung" mit Christian Schikarski
Bei Pflanzenbetrachtungen kann ja immer auch die Frage entstehen, wie nahe die Realität der Pflanze sich unserem Bewusstsein bringen lässt. Denn im intellektuellen Wissen um eine Pflanze entsteht eine Begegnung mit ihren vielfältigen Qualitäten oft nicht. Im denkenden Verfolgen der Wachstumsbewegungen und der Formreihen der Blattmetamorphose kann sich diese Realität methodisch aber methodisch besser erreichen. Dabei kommen auch Elemente der Pflanzenanatomie zum Tragen, die als Basiselement durch die Formverwandlung verschiedener Arten geführt werden. Dieses Mitdenken der Pflanzengestalt, geführt durch die aktuelle Wahrnehmung, kann uns zu einer neuen Nähe zur Pflanze und zu neuer Erkenntnistiefe in der Pflanzenbegegnung führen, den der bloß intellektuelle Nachvollzug aus der Erinnerung nicht leisten kann. An echten Beispielen werden miteinander und interaktiv die Betrachtungen entwickelt, so dass eine Befähigung zur eigenständigen methodischen Beobachtung sich daraus entwickeln kann. - "Körperbasierte Psychotherapie bzw. Somatic Experiencing" mit Anna-Alice Ortner
Inhaltsbeschreibung folgt - "Visions- und Manifestationskraft" mit Johanna Helbig
Im Intensivworkshop biete ich den TeilnehmerInnen zunächst einen Raum zur Begegnung mit sich selbst an. Ich gebe Methoden zur eigenen Psychohygiene, zur inneren Ermächtigung und Ausrichtung an die Hand: Meditation, Tanz/Bewegungsmeditation, Energiearbeit, Kraft der inneren Ausrichtung, Selbstmanagement… Hier werden die Fragen untersucht „Wie will ich mir begegnen? Was befähigt mich?“. Der zweite Teil ist ganz konkret an den Fragen „Wie will ich anderen begegnen? Wie kann ich mitgestalten?“ ausgerichtet. Auf Grundlage einer guten Verbindung mit sich selbst, kann ich mich mit meinen persönlichen Visionen und jenen in Bezug auf ein menschliches Gesundheitssystem verbinden. In Dyadenarbeit (Möglichkeiten dazu: authentic movement, Energiearbeit, aktives Zuhören, fühlendes Zuhören, Spiegeln und Resonanz geben) können die KursteilnehmerInnen verschiedene Begegnungsformen erproben und gleichzeitig Visionen gemeinsam bewegen. Visionboard und eine Einführung in die Prinzipien des Manifestierens stellen zwei vielleicht überraschende Methoden dar, wie Visionen vor allem über die energetische Ebene und die Kraft der inneren Ausrichtung in die Realität gebracht werden können. - Vertiefungsworkshop mit David Martin
Titel und Inhaltsbeschreibung folgen - "Osteopathie" mit Wolfgang Wilde
Inhaltsbeschreibung folgt
Ihr kennt den Akademiebegleiter noch nicht? Dann schaut unter Rückblick in die letzte Sommerakademie 2024, dort findet ihr den Akademiebegleiter 2024.